In einem kleinen italienischen Dorf gibt es einen besonderen Buchladen, der "Fabelbuchladen" heißt. Dieser Buchladen sieht ganz normal aus, mit seiner kleinen Verkaufsfläche, auf der alle möglichen Bücher ausgestellt sind. Der Besitzer des Ladens ist ein freundlicher alter Mann. Er trägt eine dicke Brille und ist immer in einem etwas altmodischen, aber sehr sauberen Pullover bekleidet.
Im Buchladen verbirgt sich ein Geheimnis. Die Figuren aus den Fabelbüchern können hier herauskommen. Nur der Besitzer weiß davon und hält diese Fabelfiguren für seine wertvollsten Freunde. Jeden Abend, wenn der letzte Kunde geht, schließt der alte Mann leise die Ladenfront und beginnt seine wunderbare Zeit mit seinen Fabelfreunden.
Eines Tages verlor sich ein kleines Mädchen namens Lili in dem Dorf. Sie suchte überall den Heimweg und kam ohne es zu merken vor dem "Fabelbuchladen" zu stehen. Sie sah durch das Fenster das warme Licht drinnen und es war wie ein Hoffnungsschimmer. Also öffnete sie die Tür und ging hinein.

Als Lili in den Laden kam, wurde sie von der unzähligen Anzahl der Bücher angezogen. Ihr Blick strahlte neugierig. Der alte Mann sah Lili und kam lächelnd auf sie zu und fragte sie, warum sie allein hier sei. Lili erzählte dem alten Mann, dass sie sich verirrt hatte. Der alte Mann tröstete sie und sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen und hier ein bisschen warten, er würde ihr helfen, den Heimweg zu finden.
Während Lili wartete, begann sie zwischen den Bücherregalen herumzuwandern. Sie streichelte sanft die Buchumschläge und es war, als könne sie die Geschichten in den Büchern hören, die sie riefen. Plötzlich hörte sie ein leises Rascheln, wie wenn sich die Seiten eines Buches wälzten. Sie drehte sich um und sah zu ihrer Überraschung eine Daumelinchen auf einem offenen Buch sitzen und sie anlächeln.

Lili war so überrascht, dass sie den Mund nicht schließen konnte, aber Daumelinchen begrüßte sie ganz selbstverständlich. Daumelinchen erzählte Lili, dass dies ein magischer Ort sei und alle Fabelfiguren hier mit Menschen aus der realen Welt treffen könnten. Lili war sehr aufgeregt und begann mit Daumelinchen zu sprechen und hörte, wie sie ihre Abenteuergeschichten aus dem Buch erzählte.
Während sie sich fröhlich unterhielten, tauchten noch einige weitere Fabelfiguren auf. Pinocchio kam hüpfend herbei und seine Nase zog sich ein und aus, was sehr lustig aussah. Auch Rotkäppchen kam, mit ihrem Korb voll mit Kuchen für ihre Großmutter.

Alle setzten sich im Kreis und begannen, ihre Geschichten zu teilen. Pinocchio erzählte, wie er von einem lügnerischen Puppen zu einem ehrlichen kleinen Jungen geworden war und Rotkäppchen erzählte, wie sie klug den Wolf überlistet hatte. Lili war ganz hingerissen und fand diese Geschichten spannender als alle, die sie zuvor gehört hatte.
Unmerklich wurde es tief in der Nacht. Der alte Mann kam zu Lili und sagte ihr, er habe ihre Familie schon kontaktiert und sie würden bald kommen, um sie abzuholen. Lili wollte diese Fabelfreunde nur ungern verlassen, aber sie wusste, dass sie nach Hause musste.
Bevor Lili ging, schenkte ihr Daumelinchen ein kleines, leuchtendes Blütenblatt und sagte, es sei ein Geschenk aus der Fabelwelt und würde ihr Glück bringen. Lili nahm das Blütenblatt vorsichtig auf und verabschiedete sich von allen.
Als Lilis Familie kam, um sie abzuholen, sah sie sich noch einmal um zu dem "Fabelbuchladen". Sie wusste, dass dies ein Erlebnis war, das sie nie vergessen würde. Von da an kam Lili oft in diesen Buchladen und jedes Mal erwartete sie, die Fabelfreunde wiederzusehen.





