Einst lebte in einem kleinen deutschen Dorf ein sehr armer Junge. Er wohnte in einem abgenutzten Häuschen am Rande des Dorfes und mußte sich jeden Tag um das tägliche Brot sorgen. Eines Tages, als er im Wald nach wilden Früchten suchen ging, die er essen konnte, entdeckte er in einem versteckten Baumhöhle einen glänzenden Ring. Dieser Ring sah sehr alt aus und war mit einigen seltsamen Zeichen gemeißelt. Neugierig zog der Junge den Ring an seinen Finger. Plötzlich spürte er, daß eine geheimnisvolle Kraft in seinen Körper strömte.

Er fand heraus, daß es sich um einen magischen Ring handelte. Solange er sich an einen Ort vorstellen konnte, würde der Ring leuchten und ihn dann dorthin bringen. Der Junge war sehr aufgeregt. Zuerst dachte er an ein altes Schloss, in dem laut der Sage unermessliche Schätze verborgen waren. Da leuchtete der magische Ring heftig und brachte ihn augenblicklich vor das Schloss. Das Schloss sah finster aus, aber der Junge, der nur an die Schätze dachte, ging ohne zu zögern hinein. Im Schloss gab es allerlei Fallen und Mechanismen, aber unter der Schutzfunktion des magischen Rings konnte er jedes Mal unbeschadet bleiben.

Endlich gelang es ihm, in die tiefste Ecke des Schlosses zu gelangen und dort sah er einen riesigen Schatzberg. Gold und Silber und Juwelen türmten sich dort in Bergen auf, der Junge war außer sich vor Freude und fing an, allerlei Kostbarkeiten in seine Taschen zu stopfen. Aber als er zu viel genommen hatte und gehen wollte, stellte er fest, daß die Tore des Schlosses geschlossen waren und außerdem erschienen ringsum viele Gespenster. Die Gespenster umzingelten ihn, stießen schreckliche Schreie aus und wollten ihm die Schätze wegnehmen. Der Junge hatte große Angst und bettelte verzweifelt den magischen Ring um Hilfe.

Wieder einmal zeigte der magische Ring seine Macht. Er strahlte ein starkes Licht aus, das die Gespenster vertrieb und dann die Tore des Schlosses öffnete. Der Junge rannte in Panik aus dem Schloss, aber er fand heraus, daß obwohl er aus dem Schloss geflohen war, die Schätze ihn sehr belasteten, er ging sehr langsam und außerdem tauchten einige Räuber auf, die ihm die Schätze wegnehmen wollten. Erst jetzt wurde dem Jungen klar, daß diese Schätze ihm nicht Glück, sondern Gefahr und Ärger gebracht hatten.

Also beschloß er, die Schätze wegzuwerfen. Als er alle Schätze weggeworfen hatte, fühlte er sich viel leichter. Mit dem magischen Ring kehrte er in sein Dorf zurück und in sein abgenutztes Häuschen. Von da an bewunderte der Junge die Reichtümer nicht mehr. Er lernte, das einfache Leben zu schätzen, das er hatte. Er arbeitete weiterhin fleißig jeden Tag, aber auf seinem Gesicht war immer ein zufriedenes Lächeln zu sehen. Denn er wußte, daß das wahre Glück nicht darin besteht, wie viel Reichtum man besitzt, sondern in der inneren Ruhe und Zufriedenheit.




