Es war einmal eine Mutterziege, die sieben junge Zicklein hatte. Eines Tages musste die Mutterziege auf die Suche nach Nahrung gehen. Sie war sehr besorgt um die Sicherheit ihrer Zicklein, denn in der Nähe wohnte ein großer böser Wolf. Bevor sie ging, sagte sie zu ihren Zicklein: „Meine Lieben, ich muss kurz weg. Ihr müsst euch vor dem großen bösen Wolf in Acht nehmen. Wenn ihr eine raue Stimme hört, dann ist es bestimmt nicht ich. Öffnet dann nicht die Tür. Nur wenn ihr meine sanfte und feine Stimme hört, dürft ihr die Tür öffnen.“ Die Zicklein nickten artig und zeigten damit an, dass sie die Worte ihrer Mutter behalten würden.

Bald darauf kam der große böse Wolf zu den Zicklein. Er wollte die Zicklein alle fressen, aber die Zicklein waren sehr wachsam. Der Wolf versuchte, seine Stimme wie die der Mutterziege zu verstellen. Er drückte die Nase zu und machte eine sehr raue Stimme und sagte: „Meine Lieben, Mama ist zurück. Öffnet schnell die Tür.“ Die Zicklein hörten das und wussten sofort, dass es nicht die Stimme ihrer Mutter war. Sie antworteten laut aus dem Haus heraus: „Du bist nicht unsere Mama. Deine Stimme ist zu rau. Wir werden die Tür nicht öffnen.“ Der Wolf konnte nichts machen und musste mit dem Schwanz zwischen den Beinen verschwinden.

Der Wolf gab aber nicht auf und dachte sich etwas aus. Er lief zu einem Mehlgeschäft und bedeckte seine Pfoten mit Mehl, um seine Stimme etwas sanfter zu machen. Dann kehrte er wieder zu den Zicklein zurück. Er klopfte erneut an die Tür und sagte mit einer etwas sanfteren Stimme: „Meine Lieben, Mama ist zurück. Öffnet schnell die Tür.“ Die Zicklein hörten zu und fanden die Stimme immer noch ein bisschen seltsam. Also schauten sie durch die Türspalte hinaus. Sie sahen die schwarzen Pfoten des Wolfs und wussten, dass es nicht ihre Mutter war. Wieder riefen sie laut: „Du bist nicht unsere Mama. Deine Pfoten sind schwarz. Wir werden die Tür nicht öffnen.“ Der Wolf hatte wieder keinen Erfolg und war sehr wütend.

Der Wolf dachte sich noch einmal etwas aus. Er lief zum Fluss und schluckte ein paar große Steine. Dann kam er wieder zu den Zicklein. Diesmal war seine Stimme sehr sanft und hörte sich fast genauso an wie die der Mutterziege. Er sagte: „Meine Lieben, Mama ist zurück. Öffnet schnell die Tür.“ Die Zicklein hörten die Stimme und fanden, dass sie sehr der Mutter ähnelte, aber sie waren immer noch vorsichtig. Sie schauten wieder durch die Türspalte hinaus und sahen die schwarzen Pfoten des Wolfs und bemerkten auch, dass sein Bauch ziemlich voll war. Die Zicklein fanden das seltsam und öffneten die Tür nicht sofort.

Die Zicklein dachten, dass dies vielleicht ein neuer Trick des Wolfs war. Also begannen sie im Haus nach Orten zu suchen, an denen sie sich verstecken konnten. Einige versteckten sich unter dem Bett, andere im Kleiderschrank und wieder andere hinter dem Herd. Der Wolf wartete eine Weile, und als die Zicklein die Tür nicht öffneten, wurde er wütend und riss mit seinen Pfoten die Tür auf. Er stürzte ins Haus und suchte überall nach den Zicklein, aber trotz langer Suche fand er sie nicht.

Während der Wolf im Haus alles durcheinanderwarf, kam die Mutterziege zurück. Sie sah das Chaos im Haus und wusste, dass etwas Schlimmes passiert war. Sie begann überall nach ihren Zicklein zu suchen und fand schließlich die versteckten Zicklein in allen Ecken. Die Zicklein waren sehr froh, als sie ihre Mutter sahen. Die Mutterziege nahm die Zicklein mit und ging an einen sicheren Ort, um dort zu leben. Der Wolf konnte wegen der Steine im Bauch nicht laufen und musste nur zusehen, wie die Zicklein entkamen.



