In der alten Stadt Troja gab es eine schöne und besondere Prinzessin namens Kassandra. Sie besaß die besondere Fähigkeit, die Zukunft zu prophezeien. Diese Fähigkeit brachte ihr jedoch kein Glück, sondern wurde der Anfang ihrer Tragödie.
Eines Tages verfiel Kassandra plötzlich in einem seltsamen Zustand in ihrem Palast. Ihr Blick wurde verträumt, als würde sie ferne Szenen sehen. Sie sah, dass Troja in Flammen stand, dass die Feinde wie eine Flut hereinströmten und die Menschen in alle Richtungen flohen und das ganze Stadtgebiet von Schreien erfüllt war. Dies war eine furchtbare Zukunft. Kassandra erwachte aus diesem prophetischen Zustand und ihr Gesicht war voller Schrecken und Sorge.
Kassandra wusste, dass sie etwas tun musste, um diese schreckliche Zukunft zu verhindern. Sie eilte in die Halle des Palasts, wo sich die Ältesten von Troja und einige wichtige Personen versammelt hatten. Ihre Stimme zitterte vor Aufregung, als sie anfing, diejenigen von der Prophezeiung zu erzählen, die sie gesehen hatte: „Ehrte Älteste, ich habe gesehen, dass unsere Stadt bald vernichtet werden wird. Die Feinde werden unsere Mauern durchbrechen und das Feuer wird unsere Häuser verschlingen. Wir müssen frühzeitig die Verteidigung vorbereiten!“ Die Leute aber nahmen ihre Worte nicht ernst. Sie dachten, Kassandra hätte vielleicht einen Albtraum gehabt oder absichtlich gelogen, um die Menschen zu verwirren.
Kassandra war sehr besorgt und versuchte, die von ihr gesehenen Szenen, die Erscheinung der Feinde und das überall herrschende Feuer genau zu beschreiben. Die Leute schüttelten jedoch nur den Kopf und einige zeigten sogar Verachtung. Sie dachten, Kassandra sei ein junges, unerfahrenes Mädchen und ihre Worte könnten nicht leicht geglaubt werden. In ihren Augen war Troja so fest, mit hohen Mauern und tapferen Soldaten. Wie könnte es dann leicht eingenommen werden?
Kassandra sah die misstrauischen Blicke der Leute und fühlte sich sehr hilflos. Sie stand in der leeren Halle, umgeben von kalten Säulen. Ihre Stimme hallte in der Halle wider, aber niemand wollte ihr glauben. Sie stand allein da und die Tränen standen ihr in den Augen. Sie verstand nicht, warum niemand ihr glaubte. War es, weil sie ein Frau war? Oder war die Prophezeiung einfach zu furchtbar und wollte niemand sie gegenübertreten?
Die Tage vergingen und Troja blieb weiterhin so ruhig wie zuvor. Die Menschen führten ihr normales Leben fort. Die Soldaten patrouillierten gemütlich auf den Mauern und die Händler verkauften ihre Waren auf dem Markt. Aber in Kassandras Herz hing immer eine dunkle Wolke. Sie wusste, dass die schreckliche Zukunft Schritt für Schritt näher rückte.
Obwohl niemand ihren Worten glaubte, gab Kassandra nicht auf. Sie stieg jeden Tag auf die Mauer und blickte in die Ferne, in der Hoffnung, einige Hinweise zu finden, um ihre Prophezeiung zu beweisen. Sie sah, dass hin und wieder einige Vögel am Himmel vorüberflogen und die Bauern auf den Feldern außerhalb der Stadt arbeiteten. Alles schien so ruhig zu sein. Aber in ihrem Herzen empfand sie eine starke Unruhe. Sie wusste, dass diese Ruhe nur die Stille vor dem Sturm war.
Endlich kam der Tag. Am Horizont erschien im fernen ein schwarzes Heer. Sie kamen wie schwarze Wolken auf Troja zu. Zu diesem Zeitpunkt erinnerte man sich an Kassandras Prophezeiung, aber es war bereits zu spät. Die Angriffe der Feinde waren sehr heftig. Die Soldaten von Troja wehrten sich tapfer, aber es war schwer, ihnen standzuhalten.
Das Feuer breitete sich in der Stadt aus, die Mauern wurden durchbrochen und die Feinde strömten herein wie eine Flut. Troja befand sich in einem Chaos. Die Menschen flohen in alle Richtungen und Schreie und Geheul mischten sich. Kassandra stand inmitten der Ruinen der Stadt und sah all das vor sich. Ihr Herz war voller Trauer. Ihre Prophezeiung war in Erfüllung gegangen, aber niemand hatte ihr geglaubt und schließlich hatte das diese Tragödie verursacht. Ihre Tränen liefen über ihre Wangen und wirkten im Licht der Flammen besonders traurig. Ihr Blick war voller Verzweiflung. Die einst schöne Stadt Troja war jetzt ein Trümmerfeld und sie konnte nur zuschauen, wie all das passierte und war machtlos.
