Es war sehr, sehr lange her. Auf dem griechischen Boden lebte eine Göttin der Gerechtigkeit namens Themis. Ihre Aufgabe bestand darin, die Fairness und Gerechtigkeit in der Welt zu wahren. Themis trug immer ein makellos weißes Gewand und hatte eine mit strahlendem Licht gefüllte Krone auf dem Kopf. Ihre Augen waren hell und tief wie die Sterne.

Eines Tages stritten sich zwei Dorfbewohner unablässig über die Zugehörigkeit eines Stücks Land. Ein Dorfbewohner behauptete, dass dieses Land von seinen Vorfahren überliefert worden sei, während der andere Dorfbewohner beharrte, der Eigentümer des Landes zu sein, weil er schon lange darauf gebraut hatte. Keiner wollte nachgeben, und die umliegenden Dorfbewohner wussten auch nicht, was zu tun sei. Zu diesem Zeitpunkt schlug jemand vor, die Göttin Themis zu suchen, damit sie die Gerechtigkeit wahren könne. So kamen sie vor den Tempel von Themis. Themis hörte ihnen ruhig zu. Ihr Gesichtsausdruck war ernst und würdevoll, und sie hielt das Symbol der Fairness, die Waage, fest in der Hand.

Themis beschloss, mit ihrer Waage die Wahrheit zu finden. Sie ließ die beiden Dorfbewohner jeweils Beweise dafür vorlegen, dass sie das Land gehörten. Ein Dorfbewohner brachte ein altes Schriftstück mit, auf dem die Weitergabe des Landes verzeichnet war. Der andere Dorfbewohner brachte die Zeugnisse anderer älterer Dorfbewohner mit, die bewiesen, dass er auf diesem Land gearbeitet hatte. Themis legte diese Beweise auf die beiden Seiten der Waage, und die Waage begann sich leicht zu bewegen. Alle hielten den Atem an und sahen nervös auf die Bewegung der Waage.

Schließlich blieb die Waage still. Themis fällte ihr Urteil gemäß der Neigung der Waage. Mit einer sanften aber festen Stimme verkündete sie, dass das Land dem Dorfbewohner gehören sollte, der das alte Schriftstück besaß, weil das Schriftstück der stärkste Beweis für die Weitergabe des Landes war. Allerdings zeigte sie auch dem Dorfbewohner, der auf dem Land gearbeitet hatte, ihr Mitgefühl. Sie empfahl dem Landbesitzer, dem anderen Dorfbewohner eine Entschädigung zu zahlen, beispielsweise ihm erlaubte, noch eine Zeitlang auf diesem Land zu bauen, oder ihm einige andere Güter als Entschädigung zu geben.
Dieses Urteil ließ beide Dorfbewohner voll und ganz zufrieden. Die umliegenden Dorfbewohner lobten auch die gerechte Entscheidung von Themis. Von da an respektierten die Menschen die Göttin Themis noch mehr und begriffen auch, dass sie in ihrem Leben dem Prinzip der Fairness und Gerechtigkeit folgen sollten, egal ob man andere behandelt oder seine eigenen Angelegenheiten erledigt, man sollte so gerecht und selbstlos sein wie die Göttin Themis.





